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‘Thomas Hampson gastiert beim Musikfest Bremen’

„Gentleman”, diese Bezeichnung trifft es auch wieder nicht ganz. Zwar ist Thomas Hampson der wichtigste amerikanische Lied-Bariton bislang aller Zeiten. Sein nobles Timbre, ein leichter Womanizer-Touch, dazu die Super-Seriösität seines Auftretens, all das qualifiziert ihn zu einem Sänger von allergrößter Besonderheit. Und zu einer chevaleresken Alternative innerhalb des Liedgesangs. Und doch ist da noch mehr. Da gibt es offenbar ein Paar kleine Falltüren hinter der vertrauenerweckenden, geputzten Fassade. Ein Quäntchen Rabiatheit? Auf jeden Fall Unberechenbarkeit.

In der Oper konzentriert sich der inzwischen 61-Jährige zunehmend auf Schurkenrollen. Der korrupte Polizeichef Scarpia in „Tosca”, der Königsmörder Macbeth, der bösartige Intrigant Jago in Verdis „Otello“: Für diese Partien benötigt Hampson einen sardonischen Ton der Aggressivät. Und den hat er auch, was ihn von einem Vorgänger wie Dietrich Fischer-Dieskau leicht unterscheidet.

Der Glamour, den er gleichfalls in sich trägt, machte ihn schon vor Jahren zu einem vorzüglichen Musical-Sänger in Cole Porters „Kiss me Kate“. Auf die Frage, ob er bei einer Veroperung des Films „Der Planet der Affen“ für eine Hauptrolle zur Verfügung stünde, antwortete er dem Schreiber dieser Zeilen prompt: „Ich wäre dabei!“

Einer der besten Darsteller von ­Mozarts „Don Giovanni“

Bei dieser Angriffslust kann es nicht verwundern, dass die Karriere des 1955 in Indiana geborenen Sängers als die robusteste und vielseitigste seit Fischer-Dieskau bezeichnet werden kann. Hampsons Mahler-Interpretationen sind die weltgewandtesten, besonnensten und elegantesten, die es gibt. Seine Salzburger Liederabende? Facettenreicher und dramaturgisch besser zusammengestellt macht das niemand. „Ich habe durchgedachte Programme“, sagt er schlicht, „und verkaufe trotzdem ganz gut Karten.“

Feature: Weser Kurier